Im Projekt beschäftigen sich Schüler/ -innen der 7.Klasse einer Wiener AHS mit der Frage, was eine naturkundliche Sammlung und ihre Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien (NHM Wien) mit Kolonialismus zu tun hat. Denn obwohl die österreichisch-ungarische Monarchie nie den Status einer Kolonialmacht erlangt hat, fand der Erwerb von naturkundlichen Exponaten, die heute in Österreich ausgestellt werden, auch in Zeiten des Kolonialismus und in kolonialisierten Gebieten statt. Die Wissenschaftler /-innen im NHM Wien haben in den vergangenen Jahren verstärkt die Frage der kolonialen Herkunft der eigenen Sammlung erforscht. Nun ist es Ziel dieses Sparkling Science Projekts, gemeinsam mit Schüler /-innen, zu untersuchen, was koloniale Kontexte mit aktuellen Herausforderungen, zum Beispiel der Biodiversität oder globaler Ungleichheit, zu tun haben und wie sie im NHM Wien vermittelt werden. Als Untersuchungsbeispiel dient die aktuelle Brasilien-Ausstellung des NHM Wien. In diesem ersten Teil des Projekts beschäftigen sich die Jugendlichen daher mit der kolonialen Vergangenheit Brasiliens, ihrer Auswirkung bis heute und besuchen die Brasilien-Ausstellung wiederholt, um gemeinsam mit den Projektwissenschafler /-innen ihre Eindrücke zu sammeln und zu analysieren.
Aufbauend auf diesen Reflexionen, widmet sich der zweite Teil des Projekts den interaktiven Möglichkeiten, um koloniale Zusammenhänge einer naturkundlichen Ausstellung im Museum zu vermitteln. Dabei sind die Schüler /-innen gefragt, um am Deck 50 – dem offenen Innovations- und Experimentierraum des NHM Wien – eigene Vermittlungsmöglichkeiten für die Brasilien-Ausstellung zu entwickeln. Die Frage, die sich die Jugendlichen und das wissenschaftliche Projektteam dabei stellen ist, was und wie koloniale Erwerbskontexte in einem naturwissenschaftlichen Museum interaktiv und kritisch vermittelt werden können. Dafür werden zusammen mit den Schüler /-innen vielfältige Recherche- und Erhebungsschritte unternommen. Im Anschluss werden die Ergebnisse in Form eines eigenen Ausstellungsformates präsentiert.
Auf diese Weise trägt das Projekt zur Weiterentwicklung der Ausstellungspraxis und zur Entwicklung von Formaten des Wissenstransfers im NHM Wien im Zusammenhang mit Kolonialität bei. Mit der sozialwissenschaftlichen Begleitung des Projekts erhoffen sich die Projektwissenschaftler /-innen, auch neue Erkenntnisse über Citizen Science Prozesse und kulturelle Teilhabe zu gewinnen.
Das Projekt wird finanziert vom Sparkling Science Programm: https://www.sparklingscience.at vom BMBWF
Angela Wieser (Educult Research & Consulting) – Projektleitung und Barbara Müller (Lehrerin)