„Wir haben schon so viele schlechte Vorträge über Mobbing gehört, dass wir beschlossen haben, selbst einen zu halten!“. Raphael Rotter und Josef Hinterleitner (7B) setzten ihren Beschluss um, konzipierten, schrieben, gestalteten Schaubilder und Informationen und luden drei unserer ersten Klassen in den Mehrzwecksaal ein, damit diese das Resultat all dieser Arbeit hören konnten.
Das, was dabei herauskam, lässt sich hören und sehen: Die beiden verzichten auf drohend erhobene Zeigefinger oder auf moralinsaure Ermahnungen. Das, was sie zu sagen haben, klingt sowohl sachlich wie engagiert.
Als Peer-Mediatoren arbeiten sie seit drei Jahren mit Unterstufenklassen, und Mobbing, vor allem Cybermobbing, gehört immer wieder zu den Dingen, weswegen sie geholt werden.
„Hilfe, ich werde gemobbt!“ kann aber auch ein Ruf sein, der ganz Anderes meint, weil das Wort bereits für alle möglichen Formen der Auseinandersetzung benützt wird.
Aus diesem Grund begannen Josef und Raphael ihren Vortrag mit einer Begriffsklärung: „Mobbing ist ein Prozess, bei dem eine Gruppe wiederholt und über einen gewissen Zeitraum auf eine Person losgeht, die sich nicht wehren kann.“
Eine Stunde lang erfuhren die 10-Jährigen Wichtiges darüber, wie sie erkennen können, ob und wann jemand gemobbt wird, warum es gut ist, Hilfe zu beschaffen, wie diese aussehen kann und vieles mehr.
Außerdem wurde den Jüngsten der Schule noch einmal deutlich gemacht, dass es professionelle Hilfe an unserer Schule gibt, denn Peer-Mediatoren und Mediatorinnen sind ausgebildete Konfliktlotsen, die wirklich helfen können.
Offenbar bringt diese Arbeit, die von derzeit ca 40 Oberstufenschüler/-innen getragen wird, es auch mit sich, dass man sich nicht mit halben Dingen zufrieden geben will. Mobbing schlägt Wunden, nicht nur bei den Opfern, sondern auch bei denen, die mitmachen. Es trifft augenscheinlich auch diejenigen, die den Konflikt lösen helfen wollen, die Mediator/-innen, denn aus Josef und Raphael spricht zwar kein moralisch erhobener Zeigefinger, aber großes Engagement, mit dem sie absolut authentisch bleiben – und das wirkt!
Auf mich als Lehrerin wirkt auch, dass die beiden dies alles entwickelt haben, ohne dass es ihnen irgendjemand angeschafft hatte, weil es wichtig ist und sie das erkannt haben; etwas, woran sie sitzen, arbeiten, tüfteln mussten, etwas, das Grips, Organisationstalent und Zielstrebigkeit verlangt, und dass sie sich durchgesetzt haben. Gut so!
V. Berger